Schwarzbuch WDR
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Einblicke in ein schlagzeilenträchtiges Unternehmen |
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Die Kommissarin und das liebe Auto |
Die Kommissarin und das liebe Auto
Wieso war im „Tatort“ mehr als sechs Minuten ein VW zu sehen ?
Es gab einmal Zeiten, in denen kölner Kommissare mit konfiszierten Zuhälterautos durch Köln fuhren. Eine wunderbare Idee, mit der man sich ausserdem von vorneherein jedem Verdacht der Korruption entzog.
Irgendwann fanden wohl die Verantwortlichen, dass sich damit nicht genug Kasse machen liess.
Im Dezember 2011 lief in der ARD eine neue Folge der Reihe Tatort mit Furtwängler.
Beim Betrachten des Films wusste man eigentlich nie, ob man jetzt einen Werbefilm der VW- Werke sah, der zur Unterstützung noch eine Nebenhandlung hatte, oder umgekehrt.
Nachdem wohl nicht nur mir die Sache aufgefallen war sondern auch Anderen, fand sich ein findiger Autor, der den ganzen Film auf die Kernaussage des Film, die Werbebotschaft reduzierte, mit kurzen Texteinblendungen versah und den Film bei Youtube einstellte.
Selten zuvor hat jemand so akribisch und dabei durchaus humorvoll den „Auftritt“ von Autos im Sonntagskrimi herausgearbeitet wie jener unbekannte Filmemacher „larise23“, der bei YouTube das Filmchen „Autos und Emotionen“ einstellte.
Präzise listet er darin auf, welche Vorzüge neuer VW-Modelle der Krimi scheinbar ins rechte Licht rückt: Leichtmetallfelgen, integrierte Blinker, elektrische Fensterheber, Regensensor, Freisprechanlage, Multifunktionsanzeige, Echtholzfurnier, Leder, Bordcomputer, schlüsselloses Schließsystem, Glasdach, automatisch abblendbarer Rückspiegel, Chromleisten, Dachreling, Licht-Assistent.
Und er legt dar, welcher Vorteil der Unfall der Kommissarin für die Autobauer gehabt habe: Charlotte Lindholm ersetzte ihren Passat durch einen Phaeton, mit dem sie durch den Rest des Films kurvte – gerne mal auf traumhaften Alleen, wie sie immer wieder auch als Kulisse für die richtige Autowerbung benutzt werden.
Produktplatzierungen im „Tatort“ sind nichts Neues und spätestens seit einer entsprechenden Änderung des Rundfunkstaatsvertrags im vergangenen Jahr auch nichts Verbotenes.
Aber bislang hatte es noch kein Hersteller geschafft, zwei neue Modelle in einem Film zu präsentieren. Mühelos schnitt der YouTube-Filmer die Autoszenen aus dem Furtwängler-Krimi zu einem 6:40 Minuten langen Video zusammen, das nichts anderes zeigt als die Kommissarin und ihre Autos.
Leider war der Film nach einigen Tagen auf der Plattform gelöscht. Zuerst hieß es, der Autor habe das Werk entfernt. Später hat sich herausgestellt, dass der VW-Konzern die Löschung veranlasst hat.
Scheinbar verfügt diese Firma über eine Korruptionsvertuschungsabteilung nach dem Modell WDR.
Einen dreisteren (Schleich)Werbefim im öffentlich rechtlichen TV habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es fragt sich, warum nur private Sender gelegentlich ihre Beiträge mit dem Hinweis „Dauerwerbesendung“ versehen müssen.
Armes Deutschland.
wolfgang krapohl
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